„Good afternoon, visitors. How are you, visitors? Welcome to grade 2, visitors.“ So ertönt es immer, wenn wir die Klassenzimmer betreten.
Seit drei Wochen dürfen wir montags und freitags je eine Stunde in einer Schule unterrichten. Die „Blue Light of Prince Academy“ liegt etwa 15 Minuten Fußweg von uns entfernt. Wir unterrichten in drei verschiedenen Klassen. Das heißt, wir haben uns in Zweierteams aufgeteilt. Joshi und Marie unterrichten die Babinis, Johannes und Bekki haben die Sandwiches und Lisa und Juliana die großen Coolkids. In einer Klasse sind etwa 40-60 Kinder.
Theoretisch gibt es in Kenia eine achtjährige Schulpflicht. Allerdings erleben wir das hier in „Turkana County“ leider ein bisschen anders. Viele Kinder werden bei den Arbeiten zu Hause benötigt und es wird wenig Wert auf Schulbildung gelegt.
Das führt dazu, dass es keine klassische Einschulung mit 6 Jahren, wie bei uns in Österreich gibt. Die Kinder werden dann zur Schule geschickt, wenn sie zu Hause nicht mehr dringend zum Arbeiten benötigt werden oder es sich die Familien leisten können. In der ersten Klasse sitzen damit vier bis zehnjährige Kinder.
In den Schulen hier in der Region wird auf Englisch und Kisuaheli unterrichtet. Das liegt auch daran, dass einige Flüchtlinge mit in den Klassen sind.
Wir betreten das Schulgelände durch ein großes Tor, dass durch zwei Securitymänner bewacht wird. Die Schule besteht aus Mauerwänden und einem halb fertigen Dach. Fenster und Türen gibt es keine, was es aber ziemlich angenehm macht, denn der Wind pfeift einfach so durch.
Im Vorhof der Schule steht der eigene Schulbus, der die Kinder morgens in die Schule bringt und abends wieder zurückfährt. Einige Kinder leben auch als Internatsschüler hier in der Schule. Abends wird schnell ein Klassenzimmer als Schlafzimmer umgewandelt. Jedes Kind hat eine eigene Metallbox mit Kleidern und Bettwäsche. Die Betten und Metallboxen stehen hinten im Klassenzimmer von Bekki und Johannes. In den Klassenzimmern hängt eine große Tafel und die Kids sitzen wie Sardinen, immer zu viert, auf einer Holzbank.
Wir wurden von der Direktorin am ersten Tag herzlich empfangen und warteten erst mal – ganz kenianisch – eine Stunde im Büro, bis die Klassen für uns bereit waren. Es ist schön zu sehen, was für ein großes Herz die Direktorin für die Kinder und die Bildung hat. Sie wohnt selbst mit auf dem Schulgelände und betreut die Internatsschüler am Wochenende. Was uns die Arbeit in der Schule ermöglicht, ist ihr großes Herz für Jesus. Ihr ist es wichtig, dass „ihre“ Kinder die Geschichten, Werte und Liebe Jesu mitbekommen.
In unseren Zweierteams bereiten wir uns für unsere Klassen vor. Bei der Ausführung unserer Schulstunden haben wir jegliche Freiheiten. Ihr könnt es euch wie eine Jungscharstunde/ Religionsunterricht vorstellen. Von Lieder singen, zu Geschichte hören, Spiele spielen und Lernverse lernen und gemeinsam Beten ist alles dabei. Das Unterrichten auf Englisch fällt uns inzwischen recht leicht. Hier dürfen wir erleben, dass wir mit unseren Aufgaben wachsen. So war das zu Beginn unseres Keniatrips noch eine viel größere Herausforderung. Die Geschichten und unsere Botschaften haben wir an die Klassenstufe angepasst. So erleben die Bambinis ein Schauspiel über David und Goliath und die großen Coolkids tiefere Botschaften. Was für uns oft erschreckend, aber hier „normal“ ist, dass die Kinder bei ungehorsam oder einschlafen von ihren Lehrern geschlagen werden. Das tut uns weh zu sehen und bringt uns beim Geschichte erzählen auch das ein oder andere Mal aus dem Konzept. Wir hoffen, dass wir da allein durch unseren anderen Umgang Zeugnis sein dürfen.
An einem Schultag wurde mit der gesamten Schule der Geburtstag einer Schülerin gefeiert. – und wir durften mitfeiern. Es gab für jeden Schüler einen Luftballon, ein kleines Stück Kuchen und eine Süßigkeit. Die Mutter des Schulmädchens hatte das organisiert und finanziert. Es war so schön, die strahlenden Gesichter der Schulkinder zu sehen. Die meisten Kinder hier in Kenia kennen ihr Geburtsdatum nicht. Dieser Tag hat in Kenia keine Gewichtung. Lediglich die reicheren Familien merken sich diesen Tag und haben das Geld, diesen Tag zu feiern. Auf der einen Seite war es so schön, dass dieses Kind vor der gesammelten Schule so gewürdigt und wertgeschätzt wurde. Auf der anderen Seite tut es auch weh zu wissen, dass diese Würdigung und Wertschätzung bei den meisten anderen Kindern nicht stattfindet.
Für die Internatsschüler gibt es samstags und sonntags immer extra Programm. An einem Sonntagmorgen, an dem wir auf Grund schlechter Straßenverhältnisse nicht in das Camp fahren konnten, haben wir spontan den Kindergottesdienst der Internatsschüler übernommen. Nach einer Geschichte und ein paar Liedern haben wir noch mit den Kids draußen zusammen Spiele und Fußball gespielt. Dieser Gottesdienst war so ganz anders, wie die Gottesdienste im Camp. Er war für uns eine richtig schöne Abwechslung.
Die Arbeit an der Schule macht uns allen nicht nur richtig Spaß, sondern es ist auch eine große Ehre, die zukünftige Generation hier mitzuprägen.
Tierwelt
So, nun gibt es einen Themensprung, von den kleinen und großen Kindern zu den kleinen und großen anderen Lebewesen hier bei uns „zuhause“.
Die „big five“ aus Kakuma sind Kamele, Esel, Ziegen, Schafe und Hunde. Sie begegnen uns immer wieder unterwegs auf den Straßen. Doch viel detaillierter möchten wir von unseren kleinen Mitbewohnern berichten. Denn mit ihnen teilen wir schließlich unser Zuhause.
null von fünf Sternen
Sie sind gar nicht so groß und verstecken sich gerne in engen Spalten. Sie sing giftig. Bei einem Schlangenbiss muss man sofort in die Klinik. Manchmal gibt es dort ein Gegengift. Ansonsten sterben die betroffenen Gliedmaßen ab. Von ihnen hatten wir erst zwei. Beide konnten erfolgreich getötet werden.
vier von fünf Sternen
Mit ihnen teilt jeder das Zimmer. Wir wollen sie auch nicht loswerden. Denn sie essen die Moskitos, die uns Malaria schenken könnten. Sie machen keine Geräusche und gehen uns freiwillig aus dem Weg. Vier von fünf Sterne, weil sie so oft auf unsere Laptops und Bibeln kacken.
zwei von fünf Sternen
Die Spinnen hier in Kenia sind etwa faustgroß behaart und sie haben Stacheln. Es gibt kleine Attackespinnen, die einen sehen, auf uns zu rennen und angreifen. Dann gibt es die Springspinnen, die gerne aus dem Klopapier springen. Wir wissen nicht so richtig, ob sie giftig sind, wollen es aber auch nicht ausprobieren. Deshalb: Flip-Flop in die Hand und RIP.
drei von fünf Sternen
Sie sind ungefährlich, aber sehr nervig. Sie verstecken sich überall. Im Ofen, im Essen, im Klo, Waschbecken und im Abfluss. Sie können sehr gut fliegen und hüpfen, allerdings wissen wir nicht, ob sie blind sind oder einfach dumm. Sie springen gerne 10-mal gegen das gleiche Objekt. Ob Mensch oder Wand, ist ihnen dabei völlig egal.
drei von fünf Sternen
Sie sind ungefährlich, sehen goldig aus, aber haben leider entschlossen, ein Nest über unserem Esstisch zu bauen. Dabei gehen sie sehr selbstbewusst und zielstrebig vor. Schon drei Mal haben wir ihr Nest entfernt. Doch gerade bauen sie wieder. Regelmäßig wird unser Tisch, Essen und Kaffee mit grünem Gestrüpp verfeinert. Doch leider nicht nur mit Gestrüpp. Auch der Enddarm entleert sich auf unseren Köpfen oder Laptoptastaturen.
zwei von fünf Sternen
Gustav, Gerdrud und Börti versorgen uns mit kleinen Eiern. Auch den Bruder von Gustav durften wir schon genießen. Allerdings krähen sie jeden Morgen pünktlich um 05:35 Uhr und wecken die Frühaufsteher oder Leichtschläfer auf. Auch tagsüber ist es ein nerviges Geschrei, wenn sich Gustav entscheidet, in den Brutkasten zu sitzen. Auch nur zwei von fünf Sterne, weil beim Schlachten nur wenig Fleisch übrigbleibt. Treu laufen sie täglich ihre Runden über den Compound und in unserem Esszimmer. Dabei hinterlassen ihre Haufen unter unserem Esstisch.
einer von fünf Sternen
Sie bauen ÜBERALL ihre Nester. Vor allem auf und direkt hinter dem Klo. So manche Sitzung ging schneller von dannen, aus Angst gestochen zu werden. Ein Stern, weil sie recht friedlich sind und ihre Nester einfach zu entfernen sind.
einer von fünf Sternen
Sie halten sich gerne in der Küche und unseren Schlafzimmern auf. Sie essen unsere wertvolle Schokolade aus Deutschland und unser Gemüse und sie machen Geräusche in den Zimmern. Sie lassen sich gut mit Gift und Spitzhacke töten.
Danke
- für eure Unterstützung und Gebete
- für die Arbeit in der Schule
- für so viel Bewahrung (Tiere, Fahrten, …)
- Zusammenhalt im Team
Bitte
- Regen
- Gesundheit (Magen-Darm lässt hier öfter grüßen😊)
- gute Prioritäten setzten, jetzt gegen Ende unserer Zeit hier
- für Carl, der hier bald wieder allein wohnt