Ein ganz normaler Tag im Team Kenia
6:00 Uhr
Der Wecker klingelt und unser Hahn Kevin (der, der noch lebt 😊) kräht. Es klingt, als wäre er immer noch im Stimmbruch. Nach und nach öffnen sich die Containertüren. Ein Bibelschüler nach dem anderen begibt sich ins Badezimmer.
6:20 Uhr
Einer aus unserem Team muss besonders flott sein, weil er die Radioandacht hält und halbwegs pünktlich im Studio sitzen sollte. Aber hier in Afrika ist so manches anders. Und so kommt es vor, dass die Andacht auch erst um 7 Uhr aufgenommen wird, oder aufgrund von Stromausfall vollständig ausfallen muss. Wie geht’s dem Bibelschüler im Studio? – Er sitzt ausgerüstet mit Bibel und Laptop am Mikrofon. Carl spricht die einleitenden Worte, begrüßt den Bibelschüler im Radio und dann geht’s mit der Andacht los.
7:00 Uhr
Trödeln ist nicht angesagt, deswegen geht der ein oder andere noch schnell in die Küche und holt sich eine kleine Stärkung. Uns bleibt nicht viel Zeit, denn dreimal in der Woche laufen wir um um 7.15 Uhr gemeinsam zur Schule. Schnell werden noch die Container abgeschlossen, der Rucksack gepackt und als Truppe marschieren wir durch den Busch Richtung Schule. Voran geht Christin, eine junge Turkanafrau, die wir gut kennen und die uns zur Schule begleitet. Wir genießen die Kühle des Morgens.
7:30 Uhr
Paarweise befinden wir uns nun in unterschiedlichen Klassenräumen. Aus einem Klassenraum hört man Jannus und Benni mit den ältesten Schülern „God is good“ singen. Jana und Lara haben ihre Freude mit den ganz Kleinen, den 4 bis 6 – jährigen. Marlena und Julia erzählen den 3. und 4. Klässlern die Geschichte von Josef mit selbstgebastelten Pappfiguren. Joshi rockt die 4. Gruppe.
8:00 Uhr
Wir treffen uns auf dem Schulhof, schütteln unzählige Kinderhände und laufen glücklich nach Hause.
8:30 Uhr
Nun erstmal gemeinsam Frühstücken. Egal ob Haferflocken, Spiegelei, oder auch Toastbrot, für jeden ist etwas dabei. Für die ganz Hungrigen auch 3 Scheiben Toastbrot aufeinander.
9:30 Uhr
Nach getanem Abwasch zieht sich jeder in seinen Container zurück. Nun gilt es die nächsten Andachten, Bibelstunden oder anstehende Predigten vorzubereiten. Jannus liebt Arbeit im Freien und ist manchmal am Bau der Kirche dabei. Wenn man mal eine Denkpause braucht, bietet sich Hausarbeit an. Das Fegen der Terrasse oder das Waschen der Wäsche ist die passende Abwechslung. Gestört wird die Ruhe von unserem Ziegenbock „Bock“, der besonders gerne Jana verfolgt und uns mit seinen Blöcken nervt.
12:00 – 14:00 Uhr
Zeit das Mittagessen vorzubereiten. Zu zweit macht es mehr Spass in der Küche zu stehen. Gemeinsam wird zum Beispiel Ugali (Maisbrei) und Cabbage (Kohl) gekocht. Die Mittagshitze macht hin und wieder sehr zu schaffen. Der Schweiß läuft einem die Stirn herunter, bei 35 Grad Außentemperatur und der Hitze des Gasherds. Nach getaner Arbeit wird laut gerufen: „Food is ready“ und nach und nach trudeln alle in unser „Esszimmer“ ein.
14:30 Uhr
Nicht jeder, aber viele gönnen sich eine kleine Pause.
15:00 Uhr
Der Nachmittag wird teilweise weiterverwendet, um Dinge vorzubereiten, oder Einsätze im Camp zu machen. Wie zum Beispiel, die Frauenbibelstunde im Flüchtlingscamp. Zwei von uns machen sich von der Radiostation mit dem Boda Boda auf den Weg ins Camp. Dort werden sie von ca. 15 Frauen erwartet. Das Thema für die nächsten Wochen ist das Buch Esther. Viele Frauen sprechen kein Englisch, deswegen unterstützt ein Übersetzer aus der Gemeinde die Bibelstunde. Auf dem Rückweg wird noch ein Stopp in der Stadt eingelegt, um Nahrungsmittel einzukaufen. Unsere WhatsApp Einkaufsliste ist dafür sehr hilfreich. Die Einkäufer können genau sehen, was sie im Vanillas (Supermarkt) und auf dem Markt kaufen sollen. Ist das geschafft, geht es voll bepackt mit dem Boda Boda zurück heim.
17:00 Uhr
Bewegung! Nach dem vielen Sitzen ist ein Spaziergang nötig. Wir erkunden die Gegend rund um die Radiostation. Hier und da werden wir von Leuten angequatscht, treffen Kamele oder Ziegen und freuen uns an Gottes Schöpfung.
18:00 Uhr
Zeit das Abendessen zu bereiten. Das zweite Kochteam begibt sich in die Küche und kocht (meistens) Nudeln mit Soße. Leider ohne Käse.
19.30 Uhr
Kurz vor dem Abendessen, macht sich einer von uns auf den Weg ins Radiostudio. Denn es ist Zeit für einen „Psalm of Hope“ (Psalm der Hoffnung). Nachdem Carl die Begrüßungsworte gesprochen hat, gibt es eine 10 bis 20-minütige Andacht. Ist das geschafft, treffen sich alle zum Essen.
20:00 Uhr
Alle sitzen versammelt am Tisch. Es ist stockdunkel, die Sterne funkeln und die Mücken fliegen. Gemeinschaftlich wird während des Essens Malarone (Prophylaxe gegen Malaria) geschluckt und wir tauschen uns über den Tag aus (natürlich in Englisch).
21:00 Uhr
Von Joshi haben wir gelernt, dass ist die Zeit, wo ein Missionar schlafen geht. Auch genannt „missionary midnight“. Aber eine Sache dürfen wir nicht vergessen: Klimmzugtraining! Marlena holt ihren Hocker aus dem Zimmer und wir nutzen die Leiter am Containerdach als Klimmzugstange. Danach geht’s zum Zähneputzen. Um besser schlafen zu können, ist Duschen sehr angenehm um den angesammelten Schweiß, die Sonnencreme, das Mückenspray und den Staub von der Haut zu waschen. Danach schließen sich die Türen und es wird still…
Wir dürfen hier viel erleben und geben euch einen Einblick in persönliche Gedanken und Erlebnisse.
Julia möchte euch kurz in ein paar ihrer Gedanken mitnehmen, die sie hier immer wieder begleiten.
Ich merke, dass meine Dankbarkeit Stück für Stück wächst, in einem Land wie Deutschland zu leben, indem wir uns keine Sorgen machen müssen über die tägliche Versorgung von Strom, Wasser und Nahrung. Gleichzeitig fällt es mir unglaublich schwer in Worte zu fassen, wie groß die Schere zwischen Arm und Reich auf unserer Welt ist. Zu wissen, dass wir oft in einem solchem Überfluss leben und Lebensmittel weggeworfen werden, im Supermarkt jeder nur das schönste Obst kaufen möchte und hier die Menschen oft nicht wissen, was sie morgen essen sollen, sprengt mein Denken…
Was mich diese Woche auch nochmal neu berührt hat, sind die Kinder. Trotz all den Umständen sind sie einfach fröhlich, lachen und spielen. Kindlich unbeschwert eben. Ich wünsche mir, dass die Kinder so früh wie möglich von Jesus hören und er ihr Leben in eine bessere Bahn lenken kann.
Ich, Lara, war letzte Woche zum ersten Mal in der bible study, im Camp. Dafür muss man mit mehreren Boda Boda fahren, um bis nach Kakuma 1 zu kommen. Da Jana krank war, ist Benni spontan mit mir mitgekommen. Er ist vorher aber noch nie Boda-Boda gefahren. Also lag es an mir, uns einen neuen Fahrer zu finden, der uns am Markt in Kakuma 1 rauslässt und dann Pastor Tito zu finden, der uns dann in die Gemeinde begleitet. Normalerweise stressen mich solche Situationen sehr. In der Stadt hier rumzulaufen, wo man ständig angebettelt wird und dann jemandem zu vertrauen, dich sicher an den richtigen Ort zu bringen, der nicht einmal richtig Englisch spricht. Aber irgendwie hat Jesus da voll gewirkt, auch wenn ich vorher nicht dafür gebetet habe. Ich hatte den Mut, selbstbewusst durch die Stadt zu gehen und habe ganz einfach einen neuen Fahrer gefunden, der uns auch am richtigen Ort ausgesetzt hat. Pastor Tito haben wir auch gefunden. Auf dem Rückweg war es sehr schlammig auf der Fahrt, aber anstatt Angst zu haben, hat Gott mir Freude am ganzen Abenteuer geschenkt. Und dadurch ist das Leben hier deutlich einfacher und ich bin sehr dankbar, dass Gott mich kennt und mich mit dem versorgt, was ich brauche.
Und hier sind noch ein paar weitere bildliche Eindrücke aus der letzten Woche:
Dank
- für die gute Eingewöhnung in den neuen Alltag, auch ohne Tabea 😉
- für coole Gemeinschaftszeiten als Team
- für Strom, Wasser und Essen
Bitte
- weiterhin um Gesundheit im Team
- Joshis Füße
- dass unser Dienst hier Jesus verherrlicht
- gutes Vorankommen beim Bau der Kirche